von Fabienne Bauer
Die Arbeit im Homeoffice ist in den letzten 2 Jahren an vielen Stellen zum selbstverständlichen Teil des Arbeitsalltags geworden. Die Pandemie beschleunigte rasant eine Entwicklung, die vorher eher zaghaft verlief – trotz theoretischer digitaler Möglichkeiten. Es gab Vorbehalte. Doch wie sieht es jetzt aus, nach 2 Jahren pandemiebedingter Homeoffice Erfahrung?
Mitte März endet die Pflicht zum Homeoffice und Organisationen müssen entscheiden, welche Modelle des hybriden Arbeitens sie auch in Zukunft integrieren wollen. Bereits während zwischenzeitlichen kurzen Phasen der Coronaentspannung zeichnete sich die Tendenz ab, dass einige Unternehmen sich die Rückkehr zur Office Präsenz wünschen: Hybrides Arbeiten wurden reduziert und Mitarbeitende sollten zurück ins Büro kommen. Dies könnte auch eine mögliche Vorgehensweise nach Ende der Homeofficepflicht sein.
Doch ist das nach zwei Jahren intensiver Arbeit im Homeoffice noch durchsetzbar? Lassen sich solche Regelungen noch mit den Wünschen der Mitarbeitenden vereinbaren? Und wie wirkt sich das auf Zufriedenheit, Produktivität und Motivation aus?
Antworten auf diese Fragen geben diverse aktuelle Studien, die sich mit den Auswirkungen der verstärkten Homeoffice Arbeit während der Pandemie beschäftigt haben. Über verschiedene Erhebungen hinweg zeigt sich deutlich: Die Arbeit im Homeoffice stößt insgesamt auf hohe Akzeptanz und Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden. Beeinflusst wird die Zufriedenheit durch Faktoren wie z.B. technisches Know-How, Ausstattung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, einer geeigneten Wohnsituation sowie klaren Regelungen zu Erreichbarkeit und Kommunikationswegen. Trotz dieser Faktoren gibt es auf Seiten der Mitarbeitenden ein klares Stimmungsbild: Die Mehrheit wünscht sich eine Fortsetzung der Homeoffice Möglichkeiten oder möchte diese sogar noch erweitern.
Auf Seite der Organisationen bestand zu Beginn der Pandemie die Befürchtung, durch die Arbeit im Homeoffice könnte die Produktivität abnehmen. Dies bestätigte sich jedoch nicht: Sowohl Arbeitgeber als auch Mitarbeitende geben in aktuellen Befragungen an, dass die Produktivität im Homeoffice mindestens genauso hoch sei wie im Büro. Es gibt aber auch Risikofaktoren durch die Arbeit von zuhause, die berücksichtigt und in zukünftigen Regelungen integriert werden sollten. Hierzu zählen in erster Linie der mangelnde soziale Austausch und die fehlende Interaktion im Homeoffice. Weitere Risikofaktoren sind u.a. Entgrenzung der Arbeitszeit, ständige Erreichbarkeit sowie Doppelbelastung durch Carearbeit.
Ein entscheidender Faktor, ob Homeoffice als Zugewinn erlebt wird und sich positiv auf Produktivität, Zufriedenheit und Motivation auswirkt ist zudem Freiwilligkeit: Erhebungen vor der Pandemie zeigen, dass positive Effekte nur dann erzielt werden, wenn Mitarbeitende selbst darüber entscheiden können, ob und wann sie die Arbeit im Homeoffice in Anspruch nehmen möchten. Um hybrides Arbeiten zukünftig erfolgreich zu gestalten, die Potenziale zu nutzen zu können und gleichzeitig den Risiken entgegenzuwirken, empfiehlt sich daher eine Kombination aus Homeoffice und Präsenz im Büro. Während der Zeiten im Büro sollte die Interaktion, an der es im Homeoffice mangelt, aktiv und gezielt gefördert werden. Hier empfiehlt sich auch das Anpassen der Räumlichkeiten an die neuen Gegebenheiten. Nicht außer Acht zu lassen ist außerdem, dass hybrides Arbeiten verstärkt auch zum Wettbewerbsfaktor auf dem Arbeitsmarkt wird: Insbesondere aus Sicht junger Talente, denen vor Hintergrund des Fachkräftemangels eine immense Bedeutung für Unternehmen zukommt, ist die Möglichkeit zum Homeoffice ein entscheidendes Kriterium zur Wahl des Arbeitgebers.
Festzuhalten bleibt: Jedes Unternehmen ist unterschiedlich, daher gibt es keinen einheitlichen Blueprint zur optimalen Vorgehensweise. Auch wenn sich aus aktuellen Studien Empfehlungen ableiten lassen, muss die Ausgestaltung hybriden Arbeitens schlussendlich zum Unternehmen, den Mitarbeitenden und der Kultur passen – hier können die Anforderungen ziemlich unterschiedlich ausfallen. Klar ist jedoch, dass der Einfluss von Homeoffice auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit nicht zu unterschätzen ist. Die Ausgestaltung von hybriden Arbeitsformen ist nicht nur eine organisatorische, sondern in erster Linie strategische Entscheidung.
Quellen:
Fraunhofer, 2021 | Prinz, Wolfgang: Flexibles Arbeiten im Homeoffice – Analyse einer Langzeitumfrage. In: Dohm, M., Große-Jäger, A., Rüffler, K., and Staff, J. (eds.) Expedition: Werte, Arbeit, Führung 4.0. Band 2-2021. S. 146–152. TÜV Media GmbH: Köln.
WSI der Hans-Böckler-Stiftung, 2021 | Ahlers, Elke; Mierich, Sandra; Zucco, Aline: Homeoffice – Was wir aus der Zeit der Pandemie für die zukünftige Gestaltung von Homeoffice lernen können. In: Report. Nr. 65. S. 1-34, WSI: Düsseldorf.
pwc, 2021 | Robert, Rauch; Roland, Rita-Marie; Rouven Möcker, David; Ziemlich, Jenny; Mayer, Lukas: Home bleibt Office.
ifo Institut, 2021 | Corona Datenplattform. Themenreport 02, Homeoffice im Verlauf der Corona-Pandemie, Ausgabe Juli 2021, Bonn.
Institut der deutschen Wirtschaft, 2022 | Flüter-Hoffmann, Christiane; Stettes, Oliver: Homeoffice nach fast zwei Jahren Pandemie. Ein Rück- und Ausblick über die Verbreitung und Struktur der räumlichen und zeitlichen Flexibilisierung von Arbeit in Deutschland, Europa und den USA. In: IW-Report Februar 2022, Köln.
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